Ich war mittlerweile das vierte Mal in Neuseeland und denke, das Land gut genug zu kennen, um einen Bericht schreiben zu können. Andererseits habe ich lange daran gezweifelt, ob es Sinn macht, einen Bericht für Biker zu schreiben, da die wenigsten dieses Land mit dem Motorrad bereisen werden. Wie ich selbst bei den ersten Besuchen, werden die Meisten das Auto bevorzugen, da es sich doch gemütlicher reist. Andererseits ist Neuseeland von Straßen und Landschaft her, ein ideales Bikerland. Leere Straßen, viel Natur und überall Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten. Andererseits braucht man auf solch einer Reise doch recht viel Gepäck und Leihfahrzeuge haben selten ausreichend Koffer. Bedenkt man, dass es in den Bergen, und davon gibt es reichlich, empfindlich kalt sein kann, sollte man an warmer Kleidung nicht sparen. Ein guter Regenkombi ist außerdem Pflicht. Jetzt stellt sich noch die Frage, wie kommt man überhaupt zu einem Motorrad am anderen Ende der Welt. Logischerweise ist es am einfachsten, sich ein Motorrad zu leihen. Hier gilt bei längeren Aufenthalten allerdings das gleiche Problem, wie bei einem Auto, nämlich der Preis. Der Anfangs realistisch klingende Preis läppert sich bei 4 bis 6 Wochen zu einer beachtlichen Summe. Da ich bei meinem letzten Aufenthalt ganze 3 Monate in Neuseeland war, entschied ich mich, ein Motorrad zu kaufen. Ich denke, die meisten von Euch werden sich einen Reiseführer kaufen, in dem ihr eigentlich alles über die Sehenswürdigkeiten finden werdet, allerdings nicht viel über den An- und Verkauf eines Motorrades oder Autos. Daher möchte ich an dieser Stelle ein paar Worte darüber verlieren. Das ganze verläuft wesentlich einfacher als in Deutschland. Grundbedingungen für ein Fahrzeug auf dem rauen neuseeländischen Asphalt sind: Kennzeichen, Straßensteuerplakette und TÜV. Kauft ihr ein Fahrzeug in Neuseeland, hat es meist schon ein Kennzeichen. Wenn nicht, kauft man ein Kennzeichen beim dortigen AA (eine Art ADAC). Die Plakette für die Straßensteuer kann man bei jeder Postfiliale kaufen; Mindestlaufzeit, 3 Monate. Hiermit ist das Fahrzeug auf einen „zugelassen“. TÜV-Plakette gibt es bei jeder größeren Werkstatt. Eine Pflichtversicherung gibt es nicht, falls erwünscht gelten ähnliche Preise wie in Deutschland. Kauft ihr das Motorrad von einem Händler wird meist alles von selbigem erledigt. Des weiteren ist jeder Händler zu einer gesetzlichen Garantie von 3 Monaten verpflichtet. Viele Fahrzeuge werden gebraucht importiert. Aus Japan importierte Fahrzeuge haben einen guten Ruf. Ich selbst habe eine Cagiva Navigator von einem Importeur in Christchurch gekauft. Das 2000er Model mit 30.000 km hat mich stolze 5000 Euro gekostet (inkl. Straßensteuer, Kennzeichen und TÜV für 6 Monate ca. 100 Euro). Beim Wiederverkauf eines Motorrades dieser Preisklasse solltet ihr allerdings mit einem Verlust von gut 1000 Euro rechnen. Eine stolze Summe, aber im Vergleich zu einem Leihfahrzeug immer noch günstiger. Nun noch ein paar Zeilen zum Klima. Wie die Zeitverschiebung von 12 Stunden, sind auch die Jahreszeiten genau umgekehrt. Ist bei uns Winter, herrscht in Neuseeland Sommer. Wie bereits erwähnt, bleibt es aber in den Bergen meist empfindlich kalt. Grundsätzlich ist Neuseeland das ganze Jahr über schön, es regnet im Winter nur mehr. Mit dem Motorrad würde ich aber schon die Sommermonate empfehlen, immerhin soll es ja ein Urlaub sein und kein Härtetest. Wer es sich raussuchen kann, sollte ab Januar eintrudeln, aber ab November ist Neuseeland schon motorradtauglich. Der Vorteil im November ist, speziell die touristischen Attraktionen sind nicht überlaufen und man kommt überall ohne Voranmeldung unter. Des weiteren ist der Flug natürlich günstiger. Die Südinsel ist beachtlich kühler. Wer im dortigen Frühjahr ankommt (=Oktober/November), sollte die Südinsel ans Ende der Reise hängen. Nun möchte ich euch aber nicht länger mit Details quälen, sondern erstmal einen Eindruck des Landes verschaffen. Weitere Details zur Planung sowie Land und Leute werde ich an den Schluss hängen. Da dieser Bericht eine Sammlung meiner Eindrücke aus verschiedenen Reisen ist, habe ich mich beschlossen, eine Route zusammenzustellen, die durchaus in 3-4 Wochen zu fahren ist, aber von mir so nie mit dem Motorrad gefahren wurde. Es ist mehr eine Empfehlung. Da die meisten von euch in Auckland ankommen werden, werde ich meine Route dort beginnen. Auckland, bis 1865 Hauptstadt Neuseelands, ist mit rund einem Drittel der Einwohner die größte Stadt des Landes. Die „City of Sails“ bietet alles was das Herz begehrt. Es wird sich nicht vermeiden lassen, ein paar Tage verstreichen zu lassen, bis man startklar ist. Man sollte sich diese Zeit aber ruhig eingestehen, denn die Zeitverschiebung und der lange Flug gehen nicht spurlos an einem vorüber. Auckland bietet genügend Sehenswürdigkeiten um diese Zeit zu überbrücken. Ich will euch an dieser Stelle nicht mit Details erschlagen, sondern nur stichpunktartig ein paar Highlights aufzählen. Baulich interessant ist die 43 Meter hohe und über einen Kilometer lange Harbour Bridge die zwar acht Autospuren besitzt, aber Fußgängern und Fahrradfahrern versperrt ist. Für letztere gibt es eine Fähre.
Den Harrah’s Sky Tower werdet ihr nicht übersehen können.
Das es eine Vielzahl an Museen und Galerien gibt, kann man sich auch vorstellen. Die Füße an der frischen Luft vertreten kann man sich im 64 Hektar großen Regional Botanical Garden oder Albert Park. Erste Fahrversuche können mit einem Ausflug auf den One Tree Hill oder den Mount Eden gemacht werden. Die beiden längst erloschenen Vulkane bieten einen wunderschönen Rundblick. Wer noch Zeit und Lust hat, kann von New Lynn über Titirangi zum Arataki Park fahren. Die als Waitakere Centennial Drive oder Route 24 bekannte Strecke bietet Eindrücke auf die Vororte und das umliegende Buschland. Anschließend könnt ihr noch Richtung Pukemateko ein paar schöne Kurven kratzen, oder zu den schwarzen Sandstränden von Piha weiterfahren.
Wenn dann alles startklar ist, würde ich Richtung Norden aufbrechen. Hierzu überquert man die Harbour Bridge und fährt auf dem Highway 1 nach Whangarei. Wer Zeit genug hat, nimmt ca. 15 Kilometer weiter die kleine Nebenstraße entlang der Küste entlang der Ngunguru (gesprochen: Nanguru) und Tutukaka Küste. Den Tauchern unter uns empfehle ich einen Zwischenstop in Tutukaka und ganztägigen Tauchausflug auf die Poor Knights Islands, laut Cousteau einem der schönsten Tauchgebiete der Welt. Anschließend weiter auf dem Highway 1 nach Russell in der Bay of Islands. Hier landete einst James Cook.
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