Motorradtour quer durch das Griechische Festland von Athen über das Piliogebirge, die Meteora-klöster, Thessaloniki, Chalkidiki, Insel Thassos, Drama bis zur Bulgarischen Grenze, dann über Sofia(Bulgarien), Bukarest (Rumänien), Cluj (Rumänien), Budapest (Ungarn), Österreich zurück nach Deutschland.
August 2004
Einleitende Worte:
Nachdem der Reisebericht keine Anreise nach Griechenland beschreibt, sollte ich vielleicht erwähnen wie ich dort hin gekommen bin. Hierzu solltet ihr auch den Reisebericht über die Ionischen Inseln lesen. Nachdem ich also über Italien und die Ionischen Inseln angereist bin, habe ich 3 Monate in Athen verbracht. In dieser Zeit hatte ich natürlich genug Zeit, mich an die griechische Mentalität, Fahrstil, Straßenverhältnisse und den Tagesrhythmus gewöhnen können. Diese Möglichkeit werden wohl die wenigsten haben, aber ein paar Dinge möchte ich euch doch mitgeben. Nicht weil sie sonderlich wichtig wären, aber durchaus nützlich.
Gerade Athen ist bekannt für sein hektisches Treiben, den chaotischen Verkehr, den Smog und die Hitze. Das erste was ihr euch also angewöhnen solltet ist der regelmäßige Konsum vom Nationalgetränk Frappé, einer Art Eiskaffee aus massenhaft Nescafé und kaltem Wasser sowie Zucker und Milch nach Wunsch. Es ist eigentlich ein ideales Getränk für Biker, denn was wollt ihr denn in den ganzen Tavernen in den kleinen Ortschaften sonst trinken? Außerdem habt ihr euch nach ein paar Frappés auf die gleiche hektische Wellenlänge der Athener gebracht und man kommt wenigstens geistig mit dem Verkehr mit. Dann sollte man die Mittagshitze vermeiden. Ich habe mich über Mittag entweder in die Berge geflüchtet, oder am Strand einen einsamen Strand mit Schatten gesucht und Siesta gemacht. Ab 17:00 h kanns dann wieder weitergehen. Jetzt müsst ihr nur noch alle deutschen Verkehrsregeln zum Thema Spurwechsel vergessen und statt dessen zwischen den fahrenden Autos durchfahren. Wird's zu eng ist ein Spurwechsel angesagt um dort zwischen den Autos weiterzufahren. Wichtig ist, niemals bremsen, sonst habt ihr verloren und steht. Dann wird's schwer, sich wieder einzufädeln. Wer sich nicht traut weiterzufahren weil's mal etwas enger ist, wird zum Hindernis für die anderen Biker. An den Ampeln treffen sich die Biker dann kurz nach der Haltelinie, oft so weit vorne, dass keiner mehr die Ampel sehen kann. Braucht man auch nicht, denn die Autofahrer hupen eh, und zwar kurz bevor die Ampel grün wird. Und dann geben ca. 30 Biker Vollgas. Das klingt zunächst alles wie ein Alptraum, aber ich möchte es nicht verpassen, dieses System auch mal zu loben. Zunächst muss ich noch erwähnen, dass alle Verkehrsteilnehmer rücksichtsvoll sind und keiner auf sein Recht besteht. Hier wird von allen beteiligten ab und zu gegeben und gerade Biker werden oft vorgelassen. Des Weiteren ist die deutsche Fahrweise auf Grund des extremen Verkehrsaufkommens auch gar nicht möglich. Natürlich müsst ihr höllisch aufpassen und bei der Millimeterarbeit sollte man sein Motorrad gut und genau manövrieren können. Anfänger sollten auf den Stadtautobahnen bleiben oder im Morgengrauen mal reinschnuppern. Bei 40°C im Schatten sollte man auch nicht vergessen, dass dies ganz schön an die Substanz gehen kann. Wer's aber mal raus hat, hat den Vorteil relativ flott kreuz und quer durch Athen fahren zu können ohne im Stau stehen zu müssen und das ist auch der Grund warum so viele Motorräder in Athen unterwegs sind.
Doch nun zurück zur Anreise. Wie gesagt, ich bin über Italien gekommen, aber wer in den Nordosten des Landes will, sollte vielleicht doch die Anreise über Jugoslawien in Betracht ziehen. Ich bin heimwärts über Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Österreich gefahren weil ich diese Länder auch sehen wollte. Das ist natürlich noch mal eine ganze Ecke mehr und wessen Zeit begrenzt ist, muss sich überlegen was ihm wichtiger ist. In diesem Zusammenhang möchte ich auch gleich mal noch mit den ganzen Vorurteilen und Sicherheitsbedenken aufräumen. Egal ob ihr über Jugoslawien, Rumänien oder Bulgarien fahrt, solange ihr auf den Hauptstraßen bleibt und tagsüber fahrt, kann euch eigentlich nichts passieren. Gerade in Rumänien und Bulgarien solltet ihr vor Allem wegen den schlechten Straßen und unbeleuchteten Fahrzeugen nachts nicht fahren. Das man ein voll gepacktes Motorrad nicht unbeaufsichtigt stehen lässt, halte ich nicht nur in diesen Ländern für selbstverständlich. Ich gebe zu, durch die vielen Horrorgeschichten und Warnungen des Auswärtigen Amtes auch verunsichert gewesen zu sein. Zumal ich alleine unterwegs war und eigentlich immer Zelten wollte, habe ich mich auch zielstrebig durch diese Länder bewegt, aber im Nachhinein bereue ich es ein wenig. Gerade Rumänien hat sehr schöne Landschaften und Städte. Es wird überall wie verrückt an den Straßen gearbeitet und in 1-2 Jahren werden wir hier ein wahres Bikerparadies finden. Die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Von anderen Bikern, die mehr Zeit dort verbracht haben, habe ich auch nur positives gehört. Vielleicht sollte man auch einfach mal über einen reinen Rumänienurlaub nachdenken. Das Land hat viel zu bieten.
Doch nun zu meiner Tour. Ich bin also wie gesagt von Athen aus weitergefahren und habe mich über die Autobahn A1 Richtung Thessaloniki auf den Weg ins Piliogebirge gemacht. Bei Volos geht es dann rechts ab und nachdem man Volos durchquert hat gibt es dann die Straße an der südlichen Küste entlang, oder über die Berge in Richtung Nordosten. Ich bin im Süden geblieben und bin gemütlich die Küste entlang getuckert. Entgegen vielfacher Empfehlungen hat mir die Südwestküste des Pilio besser gefallen.
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Piliosgebirge Nordoststrecke |
Der nordöstliche Teil ist zwar eine bemerkenswerte Abwechslung aufgrund des dichten Waldes und der steilen Küste, aber man kommt auch nur an wenigen Orten an das Meer heran. Wo dies der Fall ist, ist es immer gleich ziemlich voll und Sandstrand ist auch eher selten. Der Straßenbelag ist nicht der beste und es hat heftige Kurven ohne Leitplanke, dafür garantierten Freiflug von bis zu 1000 Metern. Will heißen, wer sich umsehen möchte, muss anhalten.
Die Westküste hingegen ist eher kahl und flach. Die Straße schlängelt sich am Meer entlang und ist gut befahrbar. Immer wieder finden sich Gelegenheiten zur Erfrischung in einer Taverne oder im Meer. Der Zeltplatz in Milina liegt meines Erachtens ideal. Von hier geht die Straße noch bis an den südlichsten Zipfel nach Trikerion. Ein absolutes Muss. Die Straße ist genial und es folgt eine einsame Bucht nach der anderen. Superklares Wasser lässt einen bis auf den Grund sehen.
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Kleines Hafenstädtchen bei Trikerion |
In Trikerion geht noch ein Sträßchen an den Hafen runter. Macht Euch die Mühe und fahrt sie runter. Trinkt einen Frappé in diesem schnuckeligen Ort. Wer Pilio nicht umrunden will, aber von den Kurven noch nicht genug hat, muss sich die Strecke zwischen Volos und Tsangarada antun.
Weiterfahrt über Volos, Larissa, Trikala nach Kalambaka um die Meteoraklöster anzusehen. Die Strecke ist langweilig, aber die Klöster sind den Weg wert. Wer genug Zeit hat, sollte sich auf einem der beiden Zeltplätze niederlassen. Beide haben einen guten Ruf. Wer die Klöster besichtigen will, hat einiges vor. Man fährt von Berg zu Berg und kann dann in den Klöstern „umhersteigen“.
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Blick ins Tal von den Meteoraklöstern |
Wer unter Zeitdruck steht und in den Norden will, kann nach einem Stück auf der Bundestrasse 6 auf die neue Schnellstraße, oder über die B15 nach Grevena und dann auf die selbige nach Thessaloniki. So seid Ihr in zwei Stunden in Thessaloniki.
Ich bin jedoch auf der B15 weiter nach Kozani. Dort dann auf die B3 über Servia Richtung Elasson. Kurz vor Elasson dann auf die B13 Richtung Katerini. Eine schöne Strecke die auf der Rückseite des größten Bergs Griechenlands, dem Olympos vorbeiführt. Wer noch mehr Zeit hat, fährt ab Servia nach Kastania. 4,5 Kilometer danach biegt Ihr links ab und weitere 12 Kilometer rechts über Fteri, Skotina und Fotina wo Ihr wieder auf die B13 kommt. Die ganz harten Endurofreunde unter uns bleiben gleich ganz in den Bergen und fahren weiter Richtung Norden bis Veria.
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Kurz nach Servia nahe Berg Olymp |
Der Küstenabschnitt zwischen Katerini und Thessaloniki hat wahrlich nichts zu bieten. In den Bergen lässt es sich auch wunderbar wild Campen. Es gibt immer wieder Quellen die einem mit Trinkwasser versorgen. Richtet euch darauf ein, morgens von neugierigen Ziegenhirten Besuch zu bekommen. Allerdings wird es nachts recht frisch in den Bergen.
Da ich Thessaloniki in der Mittagshitze erreicht hatte, hatte ich mich für die etwas nördlichere Route über Vasilika entschieden. Dauert kaum länger, aber jeder Höhenmeter ist bei voller Motorradkluft willkommen. Bei Agh. Prodromos dann der Beschilderung nach Sithonia folgen.
Ich hatte ursprünglich vor, mir Kassandra und Sithonia anzusehen, aber nachdem mir alle erklärten, es sehe sich alles sehr ähnlich gäbe aber wesentlich mehr Tourismus hatte ich mich entschlossen, lieber noch Thassos ins Programm zu nehmen.
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Einsame Bucht auf Sithonia |
Doch zunächst zu Sithonia. Alle schwärmen vom Nordosten, speziell vom Zeltplatz Armenistis. Tja, dementsprechend voll war er dann auch. Man darf nicht vergessen, es gibt nicht nur deutsche Touristen, sondern auch massenhaft überwiegend junge Leute die von Thessaloniki hierher kommen. Der Zeltplatz ist zwar schön und obwohl fast ausgebucht auch erstaunlich ruhig, aber eben doch eine Massenansammlung.
Wer es ruhiger mag, kann sich kurz vor Sarti auf dem Zeltplatz Katarina mal umsehen. Der Strand besteht aus mehreren kleinen Buchten in wunderschönen Granitfelsen eingerahmt. Teilweise gerade mal groß genug für 10 Personen. Wunderschöner Blick auf Berg Athos auf dem dritten Finger Chalkidikis. Dieser ist übrigens nur für Männer zugänglich und das auch nur per Boot und mit vorher beantragtem Visa in Ouranoupoli. Hier hat es sage und schreibe 31 Klöster verschiedenster Glaubensrichtungen!! Mann muss schon gut zu Fuß sein, wenn man sie sich alle ansehen will.
Aber jetzt zurück zu Sithonia. Wer es noch ruhiger möchte, muß auf die andere Seite rüber. Zwischen Toroni und Marmaras hat es unzählige einsame Strände und mehrere Zeltplätze. Vom Süden her kommend, lohnt es sich für die Endurofreunde ab Tristinika die Strandpromenade entlang zu fahren. Sie wird ab Ortsende zur Staubstraße bis kurz vor Porto Carras. Eine Bucht schöner als die andere.
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Wunderschöne BeachBar Poseidon auf Sithonia bei Tristinika |
Am Ende der Staubstraße dann eine supergeile Beachbar namens „Poseidon Beach Bar“. Sucht euch einen Zeltplatz in der Nähe und trinkt einen “Sundowner” dort. Gute Musik und eine traumhafte Atmosphäre. Wenn Vollmond ist, wird der Abend zur Party erklärt und es wird Musik aufgelegt das der Strand wackelt.Idealer Chillout. Plant zwei Nächte dort ein und macht tagsüber eine Endurotour oder Jeepsafari durch die Berge. Oben gibt es eine super Taverne. Zu Essen gibt es was es halt gerade gibt und dazu den angeblich besten Wein Chalkidikis und Wasser. Sonst nix. Aber vergesst nicht, ihr müsst da auch irgendwie wieder runter ;-) Es gibt eine Straße entlang dem Bergrücken Sithonias und mehrere Zugänge von allen Seiten. Alle Straßen sind wunderschön und wer nicht gerade auf die kleineren abbiegt, kommt mit einer Enduro wunderbar voran. Man muss kein Profi sein um hier fahren zu können. Der Inhaber der Beachbar ist übrigens selbst Biker und kennt den Norden Griechenlands bestens. Er macht regelmäßig eigene Touren entweder mit seiner Suzi 800 BIG oder mit einem extra dafür umgebauten Suzuki Jeep. Er kann euch bestimmt noch mehr Tips geben. Ansonsten kann ich noch 4 Kilometer von der BeachBar entfernt die Taverna Simon empfehlen.
Weiterfahrt über Agh. Nicolaos nach Metangitsi. Wer Zeit hat sollte noch einen Abstecher zum Mount Holomondas machen. Wunderschöne Straßen kreuz und quer durch die Berge. Wer weniger Zeit hat sollte zumindest über Plana, Megali Panag, Paleochori und Neochori fahren. 3 Kilometer nach Neochori dann links ab und entweder die nächste rechts oder bis Varvara und dann rechts nach Olymbiada. Die Ducati-fahrer unter euch werden die Strecke wahrscheinlich gleich mehrmals fahren ;-) Angenehm kühl da fast 1000 m hoch und dichter Laubwald. Hier hat's alle Kurven und Kurvenkombinationen die man sich vorstellen kann. Anschließend geht es über Stavros, Asprovalta nach Kavala. Eine schöne Stadt dessen Hafenpromenade man zumindest mal langefahren sollte. Jede menge Bikershops falls jemand was braucht. Beeindruckendes Viadukt mitten über der Stadt. Dann weiter auf der Schnellstraße über Nea Kavali und bei Gerondas der Beschilderung nach Thassos rechts abbiegen. Die Fähre bringt ein Motorrad mit Fahrer für 4,50 Euro nach Thassos. Der Zeltplatz „Golden Beach“ in Amoudia hat mir persönlich nicht so gut gefallen, ich bin bis kurz nach Potos weitergefahren wo ich mich auf dem Zeltplatz „Pefkari“ unter deutscher Leitung gut aufgehoben fühlte. Allgemein sei vielleicht mal noch zu erwähnen, dass es auf den Zeltplätzen in Griechenland eher gediegen zugeht. Es sind überwiegend Dauercamper mit Hauszelten oder Wohnmobilen. Igluzelte bekommen meist keinen Platz in dem Sinn zugewiesen, sondern eher eine kleine Ecke. Auf größeren Zeltplätzen teilt man sich eine Wiese mit allen anderen. Hier wird dann kreuz und quer gecampt und der Weg zum eigenen Zelt wird zum Spießroutenlauf. Wildcampen ist oft verboten und wer z.B. auf Chalkidiki morgens von der Polizei erwischt wird sollte 160 Euro parat haben oder für die nächste Zeit keinen weiteren Griechenlandurlaub mehr planen ;-)
Für mich mittlerweile obligatorisch, habe ich am nächsten Tag eine Tour durch die Berge von Thassos gemacht. Wie auf jeder Insel gibt es auch hier wieder ein ganzes Staub- und Schotterstraßennetz welches ich wie immer für die Endurofreunde empfehlen kann. Hier ist es allerdings recht steinig und man muss schon ein bisschen genauer arbeiten als auf Sithonia. Trotzdem lohnt es sich. In den Bergen gibt es mehrere Klöster, Bergdörfer und bei Maries sogar einen Bergsee mit Wasserschildkröten. Die Bergdörfer sind, für die Straßenkreuzer unter euch, auch über Zugangsstraßen von der Küste aus erreichbar. Nur müsst ihr halt immer wieder runter, die Küste entlang und wieder hoch. Auf den Schotterpisten in den Bergen gibt es einige wunderschöne Aussichtspunkte von denen aus größte Teile der Insel einzusehen sind. Ich trinke also meinen obligatorischen Frappé in Maries bevor ich die Insel vollends überquert habe und entlang der Küste wieder zum Zeltplatz zurückkehre.
Am nächsten Tag habe ich mich dann noch in den Norden aufgemacht. In der Nähe der Bulgarischen Grenze befinden sich die Western Rodopi Berge und weiter westlich der Karandere Wald. Ich bin von Thassos wieder mit der Fähre nach Keramoti, Hrisoupoli und dann weiter nach in die Kavala Berge. Durch die vielen kleinen Ortschaften ist man schnell gefahren und kommt bald in Lekani an. Ich habe im Ort zu abend gegessen und am Ortsrand in den Bergen übernachtet. Ich muss allerdings gestehen, erst spät am Nachmittag in Thassos losgefahren zu sein. Der Bereich um Lekani ist wirklich empfehlenswert. Die Kavalaberge sind bis zu 1300 Meter hoch und die Straße bietet viele Gelegenheiten die Aussicht zu genießen. Eine sehr ruhige Gegend in der sich kaum ein Tourist verirrt. Die Straßen sind überwiegend gut, aber man muss ständig mit Ziegen- oder Kuhherden rechnen, bzw. deren Hinterlassenschaften.
Am nächsten Tag bin ich dann über Kechrokambos nach Stavroupoli und dort am Fluss Nestos entlang bis Paranesti gefahren. Hier habe ich mich noch mal mit allem eingedeckt bevor ich mich auf den Weg in die einsamen Wälder gemacht habe. Zunächst Richtung Prasinada, dann aber nach Dipotama. Spätestens hier sind sie dann auf sich alleine gestellt. Die Staubstraße wird teilweise ganz schön anstrengend da sehr felsig und viele quer verlaufende Auswaschungen das Weiterkommen mühsam machen. Ich lege euch den Kauf einer guten Straßenkarte nahe. Ich kann nur die 2er Karte von RoadEdition empfehlen. Hier ist wirklich jeder noch so kleine Pfad drauf und jede Entfernung zwischen den einzelnen Abzweigungen. Hier oben gibt es nämlich keine Ortschaften und keine Schilder mehr, aber trotzdem einige Abzweigungen die nicht beschildert sind und ins Nichts führen. Die Wege sind mit unseren Forstwegen zu vergleichen. Dementsprechend werden sie aber auch hierzu genutzt und bieten nicht immer den idealen Zustand zum Motorradfahren. Der Wald besteht meist aus dichten, hohen Tannen wie beispielsweise im Schwarzwald. Der Weg geht teilweise bis 1500 Meter hoch und hin und wieder wird man mit einer Aussicht auf die umliegenden Berggipfel und den Tälern über die man gekommen ist, belohnt. Ich hatte vor, mich in zwei Tagen in den Bergen über Potami nach Nevrokopi durchzuschlagen und dann über Vrondou nach Serres. Es hatte allerdings in der Nacht bereits geregnet und gegen Mittag dann wieder angefangen. Gegen 14.00h hat es dann dermaßen runtergemacht das ich nach 2 Stunden durchgeweicht war. Die Wege wurden immer rutschiger, gesehen hab ich auch nicht mehr viel und so kam es dann nach längerer Talfahrt auch zu einem Ausrutscher. Da ich alleine unterwegs war, habe ich eine halbe Stunde gebraucht, bis die Mühle wieder stand. Natürlich regnete es munter weiter und meine Gedanken waren immer wieder bei dem sonnigen Strand auf Thassos. Als ich dann an der Kreuzung ankam, die meine Entscheidung abverlangte, hat es mich doch wieder Richtung Süden gezogen. Ich fuhr weitere 2 Stunden im Regen in den Ort mit dem passenden Namen Drama. Von hier aus dann wieder nach Kavala und über die Fähre nach Thassos. Durch die Wärme und Sonne kurz nach Drama war ich, bis ich an der Fähre ankam, schon wieder überwiegend trocken. Noch einmal alles zum Trocknen und Lüften aufgehängt, gut gegessen und mich am nächsten Tag auf den Weg an die Bulgarische Grenze gemacht. Die Strecke ist übrigens auch nicht schlecht. Ich würde wohl nicht extra dort entlang fahren, aber wer eh schon die Richtung einschlägt, wird auch dafür belohnt. Nachdem mir von Übernachtungen in Bulgarien abgeraten wurde und auch sonst einige Warnung zugetragen wurden, habe ich mich entschlossen, in Griechenland, kurz vor der Grenze, noch mal zu übernachten und am nächsten Tag Bulgarien in einem Rutsch zu durchqueren. Ich habe also noch in Sidirokastro im einzigsten Hotel des Ortes übernachtet, eh ich mich am nächsten Tag auf den Weg gemacht habe. An der Bulgarischen Grenze musste ich mir dann noch eine GreenCard zu knapp 5 Euro kaufen bevor es dann gelangweilt durch ein armes, verlorenes Land ging. Natürlich sieht man auf dieser Strecke nicht gerade den schönsten Teil des Landes und ich will mir auch kaum ein Urteil über den Zustand des Landes erlauben. Von den Hauptverbindungsstraßen aus gesehen ist kaum ein Land besonders schön. Ich kann nur von dem sprechen, was ich gesehen habe, aber da ist mir eben die Armut aufgefallen. Alte, verdreckte Industrie, Fabriken deren Mitarbeiter in Räumen mit eingeschlagenen Fenstern sitzen, kaputte Straßen, Obdachlose die ihr Hab und Gut auf einem Planwagen oder Eselskarren durch die Gegend fahren, Straßenstrich ...
Was ich jedoch nicht fand, war Aggressivität. Ich wurde vor Steine werfenden Kindern gewarnt, korrupten Polizisten, als Polizei gekleidete Trickbetrüger und allerlei sonstiger krimineller Energie. Ich habe nichts davon gesehen. Vielleicht habe ich auch einfach nur Glück gehabt, aber ich kann diese Horrorgeschichten nicht bestätigen. Das gleiche gilt übrigens für Rumänien. Natürlich ist auch Rumänien ein armes Land und bei einem Durchschnittseinkommen von 130 Euro monatlich, könnte ich es den Leuten nicht verübeln wenn sie neidisch wären. Aber auch hier habe ich nur freundliche und gastfreundliche Menschen getroffen. Man hat das Motorrad bestaunt, gefragt was so etwas kosten würde, wo ich her käme und was ich mir in Rumänien alles anschauen möchte, aber niemals war Neid oder sonst eine negative Stimmung.
Aber der Vollständigkeit halber sollte ich vielleicht noch ein kleines bisschen ins Detail gehen, wie ich gefahren bin. Bulgarien wirklich nur über Sophia nach Ruse und ab über die Grenze Richtung Bukarest. Nachdem es in Bukarest auch wieder platschte wie verrückt und ich teilweise überflutete Straßen durchqueren musste, nachdem mir kurz zuvor ein fehlender Kanaldeckel aufgefallen war, hatte ich die Begeisterung an einer Stadtrundfahrt verloren. Die Straßen sind teilweise in sehr üblem Zustand und verlangen hohe Konzentration. Des weiteren scheinen Rumänen Motorradfahrer nicht gewohnt zu sein und so muss man auch noch auf die Autofahrer aufpassen. Bin also weitergefahren bis Pitesti wo ich in einem wunderschönen Hotel untergekommen bin. Wer es sich mal richtig gut gehen lassen will, und bereit ist ein paar Euro mehr auszugeben, dem kann ich hier das Hotel Victoria empfehlen. Ein Einzelzimmer kostet hier zwar regulär schon seine 49 Euro, aber die ist es auch wirklich wert und es lässt sich manchmal auch noch ein bisschen handeln. Das wirklich schöne an dem Hotel ist auch, dass es einen versteckten Innenhof innerhalb des verschlossenen Kundenparkplatzes gibt. Hier kann man wahrscheinlich noch den Geldbeutel auf dem Motorrad über Nacht liegen lassen, ohne das er fort kommt. Das Hotel wurde erst vor kurzem neu renoviert und ist bestens ausgestattet. Das dazugehörige Restaurant ist gut und günstig.
Am nächsten Tag ging's dann weiter in die transilvanischen Berge Richtung Brasov. Kurz vor Brasov liegt Bran, durch sein kleines Schloss im Zusammenhang mit Dracula bekannt. Wer schon die Strecke fährt, wird wohl auch einen kurzen Besuch abstatten, aber erwartet nicht zu viel. Es ist nur eine Sage die nichts mit der Realität zu tun hat und noch nicht einmal von dort kommt. Daher findet man im Schloss auch keinerlei Andeutungen zu dem Thema Dracula. Wenn nicht ein Dracula-Markt auf dem Parkplatz wäre, könnte man meinen, am falschen Schloss zu sein. Ich habe mir anschließend die Fahrt durch Brasov ersparen wollen und habe die kleinere Straße von Zarnesti nach Sercaia genommen. Die Strecke besteht allerdings überwiegend aus mit Asphalt zusammengeklebten Löchern und darunter aus maroden Betonplatten. Ich stellte mir also die Frage ob die höhere Belastung für mich und Motorrad wirklich eine lohnenswerte Abkürzung war. Jedenfalls anschließend weiter nach Sibiu und später Richtung Norden nach Cluj. Viele fahren auch von Sibiu über Deva nach Arad und dort über die Grenze, aber mir entgegenkommende Motorradfahrer schienen nicht sonderlich begeistert und so habe ich die andere Strecke ausprobiert. Ich muss sagen, Cluj hat mich beeindruckt. Viele mächtige Gebäude, Kirchen, Denkmäler ... Eine schöne Stadt die mit Sicherheit noch einiges mehr zu bieten hat, als mir in der kurzen Zeit zugänglich wurde.
Am nächsten Tag dann weiter Richtung Ungarn. Die Straße bis zur Ungarischen Grenze ist nagelneu und so kommt man flott voran. Das Stück nach der Grenze bis Budapest zieht sich allerdings. Ich habe gedacht ich falle vor Langeweile und mühsamen Überholmanövern von meiner Mühle. Die Straße ist einspurig und voller LKWs. Kurz vor Budapest fängt dann die Autobahn an und der Rest geht dann verhältnismäßig schnell. So bin ich dann auch noch bis nach Österreich durchgefahren und habe am Neusiedlersee auf einem Zeltplatz übernachtet. Zuvor hatte ich festgestellt, das Ungarn auch nicht mehr gerade günstig ist, also warum hier übernachten wenn es noch früh am Nachmittag ist.
Von hier an muss sich dann eh jeder seine eigene Weiterfahrt aussuchen, also erspare ich euch den Rest meiner Tour.
Ein paar allgemeine Dinge zu Griechenland möchte ich aber noch loswerden.
Benzin/Tankstellen: Sprit kostet in Griechenland ein gutes Drittel weniger wie in Deutschland und Tankstellen gibt es reichlich.
Übernachtungsmöglichkeiten/Zeltplätze: Wer nicht gerade in der Hochsaison unterwegs ist, findet ohne Reservierung in jedem Dorf eine günstiges Zimmer oder Apartment. Die Zeltplätze sind meist sehr gediegen und überwiegend von Dauercampern genutzt. Sie liegen eigentlich immer sehr schön und sind noch richtig günstig. Wo gibt's denn heute noch einen Zeltplatz für ein Zelt und einer Person für 10 Euro? Gut, Duschwasser wird meist solarbeheizt und ist daher nicht immer ausreichend. Da nachts bekanntlich keine Sonne scheint, sollte man lieber abends duschen aber nach der Fahrerei macht ihr das wahrscheinlich eh.
Straßen: Die Straßen sind allgemein in gutem Zustand. Manchmal durch die extreme Sonne und den wenigen Regen sehr glatt und man sollte auf scharfe Kurven gefasst sein. Lasst also noch ein bisschen Reserve wenn ihr die Strecke nicht kennt. In den Bergen gibt es viele Ziegen und Kuhherden die entweder selbst auf der Straße umherlaufen oder ihre Spuren hinterlassen haben. Beschilderungen sind immer ausreichend wenn auch nicht immer in englischer Schreibweise. Selbst mit griechischer Karte kann man manchmal verzweifeln, denn auch im Griechischen gibt es unterschiedliche Schreibweisen und so kommt es häufig vor, dass man die Namen auf den Schildern nicht in der Karte findet. In diesem Zusammenhang kann ich nur eine gute Karte empfehlen. Ich rate zu den Gebietskarten von Road Edition. Das Cover ist in altrosa gehalten und man muss ein bisschen suchen um sie zu finden. Die Karten wurden in Zusammenarbeit mit der Kartografischen Abteilung des griechischen Militärs entwickelt und beinhalten nicht nur jeden kleinsten Weg, sondern auch exakte Entfernungen zwischen den Kreuzungen. So kann man auch mit Hilfe des Kilometerzählers die Strecke auf der Karte nachvollziehen und in welche Richtung man an Kreuzungen abbiegen sollte.
Land und Leute: Ich habe die Griechen als sehr nette, hilfsbereite und gastfreundliche Menschen kennen und lieben gelernt. Ich war zwar alleine unterwegs, habe mich aber nie alleine gefühlt. Ich wurde in Tavernen von anderen Gästen gebeten mich zu ihnen zu gesellen, Einwohner haben mich auf einen Kaffee zu sich nach Hause eingeladen und wie spätestens seit dem Film „My Big Fat Greek Wedding“ bekannt, spielt in Griechenland das gemeinsame Essen eine zentrale Rolle. Wundert euch daher nicht, wenn ihr, nachdem ihr euch einer Gruppe angeschlossen habt, erst mal was zu Essen hingestellt bekommt. Es macht auch wenig Sinn diese Einladungen aus Freundlichkeit auszuschlagen. Revanchiert euch lieber, indem ihr einen Nachtisch für alle mitbringt oder bestellt. Aber ja nicht abgezählt auf die Anzahl der Personen. Erstens weis keiner, wer noch alles kommt und zweitens wird Essen immer im Überfluss angeboten.
Trotz der langen Tour habe ich logischerweise bei weitem noch nicht alles gesehen oder kennen gelernt. Ich habe aber Griechenland als ein wunderschönes und abwechslungsreiches Land kennen gelernt. Sowohl die Vegetation als auch die Landschaft kann sehr unterschiedlich sein. Die Berge sind meist dicht bewaldet und eigentlich denen unserer Breitengraden sehr ähnlich. Es ist auch merklich kühler, was natürlich im Sommer eine willkommene Abwechslung ist. Die Küste überwiegend karg und felsig.
Ich beneide euch jetzt schon, wenn ihr euch dazu entschließt nach Griechenland zu fahren, denn es ist ein wunderschönes Land und die Tour hat mir riesigen Spaß gemacht. Ich kann sie nur jedem empfehlen. Solltet ihr noch Fragen haben, könnt ihr mich auch gerne über meine Webseite www.imara.de kontaktieren.
Gute Fahrt
Carsten Schmidt
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