Motorradtour über die Ionischen Inseln und Griechisches Festland bei Igoumenitsa - April 2004
Lefkas, Kefallonia und Zakynthos
zunächst will ich die Anreise kurz beschreiben. Ich bin mit meiner Suzuki Freewind (XF650) von Mannheim über Kempten, Fernpass, Innsbruck, Brenner, Bozen, Bologna, Florenz, Rom und Napoli nach Bari gefahren. Erste Übernachtung am Gardasee, dann ein kleiner Umweg, da ich Freunde in der Toskana besucht habe. Es läßt sich logischerweise auch entlang der Küste nach Bari (Nähe Brindisi) fahren, was die Anreise noch verkürzt. Es war aber auch so eine schöne Fahrt die ich, überwiegend auf der Landstraße, in 3 Tagen zurückgelegt habe. Ankunft in Bari und damit auch Überfahrt nach Griechenland am 29. April 2004 um 19.00h. Bari, bzw. der ganze Küstenabschnitt ist nicht gerade schön. Scheint ein heißes Pflaster zu sein. Drehkreuz für jeden Handel zwischen Jugoslavien, Kroatien, Mazedonien, Griechenland und Italien.
Werde mitten im Ort an der Ampel von 3 Straßenhunden angegriffen. Glücklicherweise wird's rechtzeitig grün und ich mache mich dünn.
Gefahren wird hier sowieso wo gerade Platz ist und wer sich im Verkehr zu behaupten weis, hat Vorrang. Ich suche eine Weile nach dem Eingang zum Hafen und dann zum Fährterminal. Helfen will hier keiner. Ich freue mich um 20.00h, die Fähre nach Igumenitsa zu bekommen. Preis für die Fähre € 73,00 bei Übernachtung auf Deck. Ankunft in Igumenitsa abzüglich einer Stunde Zeitverschiebung um 06.00 h. Die Fähre war zwar nicht schlecht, aber auf Deck zu schlafen war doch nicht so prickelnd. Habe einen Engländer getroffen, der mit einer KTM 950 Adventure von England Richtung Türkei unterwegs war. Haben lange gequatscht und Erfahrungen getauscht.
Da die Fähre in der frühen Morgenstunde noch kein Frühstück serviert, haben wir in einem kleinen Hafencafe ausgiebig gefrühstückt. Hier gibt es noch ein komplettes Frühstück für € 6,- !! Nachdem wir uns den Bauch vollgeschlagen haben und für € 0,80 den Liter Benzin getankt haben fahren wir auf getrennten Wegen weiter. Ich bin Richtung Parga aufgebrochen und glatt auch noch nach Parga reingefahren. War zwar falsch, aber nett zu sehen. Kleiner Touristenort. An der Abzweigung der E55 nach Parga ein herrlicher Blick zurück in die Ebene zwischen Plataria, Karterion und Margariton in der noch vernebelten Morgenstunde.
Weiterfahrt über Prevesa nach Lefkas.
Dank eines Tunnels unter dem Meer hindurch kein Akt. Abgesehen von dem Ort Lefkas der einen schnuckeligen Hafen besitzt, keine besonders erwähnenswerte Insel. Habe die kleine Straße entlang der Westküste genommen. Ist schön zu fahren, alles asphaltiert und immer kurvenreich. Die Jahreszeit lässt die Büsche und Wiesen in allen Farben blühen. Immer wieder habe ich den Eindruck, endgültig vom rechten Weg abgekommen zu sein und bald wieder alles zurückfahren zu müssen, aber es geht doch immer wieder weiter. Es lohnt sich, immer wieder mal einen Abstecher zu machen und zu sehen, wo die kleinen Straßen hin führen. Teilweise verstecken sich bezaubernde Strände und romantische Buchten hinter Hügeln oder kleinen Wäldchen. Es ist auch zu verlockend einfach nur auf der schönen Straße zu bleiben und sich von einer Kurve in die nächste zu legen.
Vereinzelt schöne Strände. Die Einheimischen scheinen überwiegend deutsche Touristen gewohnt zu sein, man spricht ein wenig Deutsch, wenn auch nicht gerade der herzlichste Empfang. Ich nehme an, es hat auch was mit der Jahreszeit zu tun, aber ich scheine der einzigste Tourist zu sein. Dafür gehören die Straßen auch mir alleine :-)
Meine Karte, eine alte Karte die ganz Griechenland umfasst, lässt mich was die kleinen Ortschaften betrifft häufig im Stich, aber an der Himmelsrichtung orientiert, kann man sich eigentlich kaum Verfahren. Schließlich ist es eine Insel. So treffe ich auch gegen Mittag in Vassiliki ein.
Ein putziger Ort, der vom Tourismus lebt. Kaum einer weis, ob und wenn ja, wann die nächste Fähre geht, aber ein kleines Reisebüro kann Klarheit verschaffen. Es geht eine Fähre morgens um 9.00h und eine um 16:30h. Prima, genug Zeit zum Mittagessen, eine kleine Spazierfahrt auf steilem Schotterweg die ich prompt mit einem Umfaller quittiert bekomme. Also, Gepäck runter, Maschine hoch, Gepäck wieder drauf und ab an den Strand zum Verschnaufen und abkühlen. Ein Nickerchen und um 16:00h geht's ab auf die Fähre. Kostenpunkt: schlappe € 12,00! Moped wieder festbinden und an Bord treffe ich gleich zwei getrennt reisende Australier. Wie klein die Welt doch ist.
Ich beschließe, trotz später Stunde, noch ins Landesinnere aufzubrechen und zu sehen, wie weit ich komme. Wieder sehr kurvenreiche Strecke, aber herrlich zu fahren und immer wieder faszinierende Ausblicke auf Küste und Meer. Habe mich wieder für die Westküste entschieden. Sprich, von Fiskardon Richtung Assos, dann nach Divarata. Hier trifft mich fast der Schlag als ich plötzlich diesen traumhaften Strand in der Bucht von Myrtos sehe.
Ich versuche noch die Australier zum Anhalten zu bewegen, aber vergebens. Der Aussichtspunkt bleibt mir alleine. Wäre wirklich ein Abstecher wert, dieser Strand, aber ich beschließe weiter zu fahren. Ist eh kein Badewetter und sehen kann ich die Bucht von oben eh am besten. An der nächsten Kreuzung fahre ich dann Richtung Agios Effimia an der Ostküste weiter und dann Richtung Sami. Nichts erwähnenswertes hier, nur eine nette Straße entlang dem felsigen Ufer. Das Herz des Kurvenräubers schlägt mit jeder Biegung höher.
Ab Sami geht es dann wieder ins Landesinnere. Nach endlosen Kurven auf einsamer Strecke trudele ich gegen 20:00h in Poros ein. Ich suche verzweifelt eine Bleibe für die Nacht. Es hat noch alles zu, da es keine Saison ist. Überall wird gebaut und renoviert. Das beste Hotel des Ortes bietet mir ein Zimmer für eine Nacht ohne Frühstück zu € 40,00 an, was mir zu teuer ist. Ich fahre erneut umher und frage wen immer ich treffe. Endlich dann noch ein Hinweis. Oberhalb des Hafens gibt es fast schon am Ende der Straße ein kleines Hotel namens Oceanis. Hier finde ich ein schönes Zimmer zu € 20,00. Wer sagt's denn...
Nachdem ich mein Gepäck abgeladen habe, fahre ich noch mal in den Hafen runter und schlage mir den Bauch voll, eh es darum geht die Bilder runter zu laden und diesen Bericht zu schreiben.
01.05.04 Für heute ist geplant, über die kleine Straße Richtung Skala und Kato Katelios nach Vlachata weiter zu fahren. Dort soll die Fähre nach Zakynthos starten. Will herausfinden, wann sie losgeht, eh ich mir die Insel weiter ansehe. Möchte auch noch mal in die Berge hoch, Richtung Valsamata. Bis jetzt waren alle Straßen die auf meiner Karte eingezeichnet waren, asphaltiert. Sollte also kein Hexenwerk sein, die Insel vollends zu umrunden.
In Vlachata stellt sich dann raus, dass die Fähre in Pesada, einem kleinen Dorf in der Nähe von Metaxada, losgeht. Nachdem ich mich durchgefragt habe, komme ich an diesem kleinen Anlegeplatz an, siehe Bild, dessen Hinweisschild Aufschluss über die zwei Fährverbindungen pro Tag gibt. 7:45h und, ja es ist wirklich so, 17:30h!!! steht doch auf dem Schild, man muss nur richtig hin schauen. (Allgemeiner Hinweis bzgl. Fährverbindungen: Bis April scheinen die Fähren wenn überhaupt, dann nur einmal morgens zu fahren. Ab Mai dann zwei mal täglich.) Da es erst 12:45h ist, entschließe ich mich noch einen Abstecher ins Inselinnere zu machen. Eine wunderschöne Straße führt direkt in die Berge und nach herrlichem Rückblick ins Tal und Richtung Argostolion geht es auf der E50 durch ein Hochplateau in Richtung Sami.
Kurz vor Sami entscheide ich mich die Drogarati-Höhle zu besichtigen. Gerade in den etwas heißeren Jahreszeiten sicher eine willkommene Abwechslung bzw. Erfrischung da es im Inneren konstante 18°C und 90% Luftfeuchtigkeit hat. Der Eingang der circa zwei Millionen Jahre alten Höhle ist 60 m unter der Erde. Sie ist ungefähr 900 m² groß und hat eine fantastische Akustik dank derer manchmal Konzerte stattfinden. Ein idealer Zwischenstop in der Mittagszeit der mit einem kleinen Snack in einer der umliegenden Tavernen abgerundet werden kann. Anschließend geht es weiter nach Sami und wieder über zur Westküste zurück. Ich fahre noch mal runter an den Strand von Myrtos. Ein wirklicher Traum, entschließe mich dann aber doch weiterzufahren und nicht schwimmen zu gehen. Nur noch zwei Stunden Zeit, ist vielleicht doch ein wenig knapp. Die Strecke entlang der Westküste weist nicht viel neues auf, dafür eine Kurve an der anderen und nach ein paar Kilometern nehme ich die Umgebung (leider) gar nicht mehr war. Wem diese Strecke keine Begeisterung für Schräglage entlockt, dem kann wahrscheinlich nicht geholfen werden. Für mich bedeutet Motorradfahren mehr als nur Kurven, aber bei der Strecke kann ich auch nicht mehr anders. Tja, und so bin ich halt schon eine Stunde später wieder in Pesada.
Ich trinke gemütlich einen Kaffee und mache am Anlegeplatz ein Nickerchen ehe sich dieser langsam mit einheimischen füllt. Kurz vor 17:00h dann plötzlich mächtiges Palaver und ein Mann wird sichtlich aufgefordert aktiv zu werden. (Ich sollte wohl an dieser Stelle erwähnen, dass ich kein Wort Griechisch spreche.)
Er lässt sich breitschlagen und fordert einen Anderen auf, seinen Roller so hin zu stellen, dass er seinen Aktenkoffer darauf ablegen kann. Aber nicht irgendwo, sondern an einer ganz bestimmten Stelle und in einem bestimmten Winkel. Nachdem dies geschehen ist, zücken die Jungs ein paar Scheine und versammeln sich um ihn herum. Was passiert? – Er öffnet den Koffer und verkauft die Tickets für die Fähre, ist doch klar!!! Für € 10,00 bekomme ich mein Ticket und aufgrund der fast 2 Stunden Verspätung geht der Kaffee an Bord auf den Kapitän.Ich fahre noch bis kurz nach Zakynthos und finde nach längerer Suche eine Bleibe. Ist auch hier noch recht schwierig etwas ruhigeres, abgelegenes zu finden, was zu dieser Jahreszeit offen ist, aber dafür ist es dann wirklich ruhig. Ich habe Glück und bekomme ein Apartment im Haus am Strand mit Garten und Balkon für mich alleine. Das Haus ist eins von zwei am ganzen Strand/Bucht und als einziger Gast kann ich tun und lassen was ich will. Ich beschließe, zwei Nächte zu bleiben um mal wieder alles auf Vordermann zu bringen. Die Kette muss gespannt werden, ein bisschen Wäsche waschen, Tagebuch und Reisebericht schreiben und einfach mal wieder entspannen.
02.05.04
Eigentlich wollte ich ja noch ein bisschen die Insel besichtigen, aber irgendwie kann ich mich im Moment gar nicht dazu aufraffen. Habe bis Mittag all diese Dinge gemacht, die ich gestern erwähnt habe. Mal sehen, vielleicht später, gehe jetzt mal ein Nickerchen am Strand machen.
Und tatsächlich, ich habe es geschafft. Allerdings war es die Mühe nicht wirklich wert. Ja, es gibt noch ein paar einsame Flecken und ich habe sogar eine mindestens 1 Meter lange Schlange auf der Straße gesehen, aber im Wesentlichen, ist diese Insel fest im Griff von jungen Engländern die sich hier die Kante geben. Noch ist, Gott sei Dank, nichts los, aber ab dem 07. Mai sollen sie kommen und die vielen Tavernen mit bunten Lichtern und tropischen Namen lassen erahnen, dass es viele sein werden. Ich beschließe daher die Weiterfahrt und breche am nächsten Morgen auf.
Rückblickend kann ich empfehlen, die Strecke in 14 Tagen zurückzulegen. Verbringt man jeweils 2-3 Nächte auf den Inseln, hat man genug Zeit um alle kleinen Strecken zu entdecken und die Sehenswürdigkeiten und Strände zu genießen. Die Strecke ist ein Traum für große Reiseenduros, aber durchaus auch auf reinen Asphalthobeln zu bewältigen. Teilweise kann der Belag etwas geflickt sein, und wer sich nur nach Himmelsrichtung orientiert muß damit rechnen, dass die Straße plötzlich nicht mehr asphaltiert ist, aber wem das nicht recht ist, kann ja zurück fahren und einen anderen Weg suchen. Die Inseln sind so klein, dass es kaum eine Rolle spielt.
Unterkünfte/Empfehlungen:
Wer über die Toskana fahren und dort ein paar Tage verbringen möchte, empfehle ich einen Blick auf www.santantonio.it zu werfen. Ferienwohnungen im Herzen der Toskana. Bei Buchungsanfragen den Hinweis aus diesem Reisebericht erwähnen, je nach Reisezeit ist vielleicht ein Sondertarif möglich.
Auf Kefallonia kann ich die Ortschaften Poros und Skala empfehlen. Das Hotel Oceanis in Poros war wirklich schön und der Preis war gut.
Im April/Mai muss damit gerechnet werden, dass vieles noch geschlossen ist, aber es findet sich immer eine Übernachtungsmöglichkeit und die Belohnung ist die Ruhe und die Leere auf den Straßen.
Für persönliche Rückfragen bin ich über meine Webseite www.imara.de zu erreichen.
Viel Spaß beim ausprobieren.
Carsten Schmidt
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